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Glanz und Verfall der "Wachtschenke"

Wo Neugersdorf seinen Namen erhielt
Aus der Geschichte der "Wachtschenke"

(Originalabschrift aus einer alten Zeitung!)

 
Die "Wachtschenke", die in folge der Verkehrsentwicklung und des künftigen Grenzübergangs abgerissen werden mußte, ist eng mit der Neugersdorfer Geschichte verbunden. Als Urahne ist seit 1680 ein "Lindenschenkel" bekannt, das 1756 den Namen "Wachtschenkel" erhielt. Vermutlich, weil das durchziehende Militär die Schänke als Wachlokal nutzte.

1772 musste sie dem wachsenden Verkehr weichen und wurde an anderer Stelle neu errichtet. Am 5. April 1837 wurde schließlich der Grundstein für die uns heute bekannte "Wachtschenke" gelegt. Zur Zeit des "Wachtschenkels" behielt sich z.B. der Erbrichter, einer von 15 Besitzern, das Recht vor, Bier und Branntwein auszuschenken, Backwaren herzustellen oder Salz zu verkaufen. In der ersten Hälfte der 19. Jahrhunderts zogen russische Truppen im Befreiungskrieg gegen Napoleon an der "Wachtschenke" vorbei nach Süden.
Nicht selten wurde die "Wachtschenke" zu politischen Anlässen genutzt. Am 19. Januar 1899 erhielt hier auf einer Gemeinderatssitzung Neugersdorf seinen jetzigen Namen. Das Marktgeschehen steht ebenfalls in enger Beziehung zur "Wachtschenke". Teile in Stengelbuden, teils auf umgedrehten Schubkarren boten die Händler ihre Waren feil. Fortgeführt wurde das Markttreiben rund um die Schenke durch die Fieranten. (Marktkaufleute), die sich Jahr für Jahr zum traditionellen Jakobimarkt einfanden.

 


 
Vom einstigen Prunk dieses einzigartigen Bauwerks zeugt dieses Foto. Es zeigt den Saal über der einstigen Durchfahrt

Vermutlich der Schützenverein. Die letzte Besitzerin war Frau Tieze. Sie lebte bis fast zum Abriß allein in der "Wachtschenke".

 


Im Zuge immer stärker wachsenden Verkehrs und des dringend benötigten Grenzübergangs zur damaligen CSSR, wurde Mitte der 70er Jahre der Abriss der ohnehin schon stark verfallenen "Wachtschenke" beschlossen.

Anfang Januar 1978 wurde von der Fa. Tief- und Straßenbau Ebersbach  mit dem Abriss der "Wachtschenke" begonnen.
Der größte Teil der "Wachtschenke" wurde im Seifhennersdorfer Wald, in der 2. Kiesgrube, verkippt.

Der andere Teil wurde zur Befüllung der ehemaligen "Waldschlösschenschanze" verwendet.
Der letzte Abriss erfolgte am 8. April 1978

(Ich danke Volker Stange für die Bereitstellung des Bildmaterials)